Willi Volka
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Monatsretros

                                      Osnabrücker Jubiläen
375 Jahre Westfälischer Frieden
125 Jahre Geburtstag Erich Maria Remarque
30 Jahre Kunsthalle
25 Jahre Felix-Nussbaum-Haus
Mehrere Anlässe nach denen sich die Stadt Osnabrück als Friedensstadt betitelt.
                                                  Lebendige Stadt
     Im Rahmen des Jahrestreffens des Vereins für Literaturlandschaften e.V. vom 21. bis 23. April 2023 waren die beiden Jubiläen von Erich Maria Remarque und Felix Nussbaum relevant. Der nun bereits 423 Tage alte Krieg in der Ukraine und die Neuverfilmung von Remarques Antikriegsroman „Im Westen nichts neues“, die mit 4 Oskar-Auszeichnungen gewürdigt wurde, zeigt die Aktualität der Thematik. Das Werk ist in über 70 Sprachen übersetzt worden und weltweit verbreitet.
     1996 ist das Erich Maria Remarque-Friedenszentrum als Forschungsstätte und Archiv von der Stadt Osnabrück und der Universität Osnabrück gegründet worden und wird von einer Stiftung getragen. Das Friedenszentrum will erinnern, anstoßen und die Bedeutung von Frieden anmahnen. Eine Sonderausstellung „Networking“ zeigt historische und aktuelle Bezüge der Werke von Remarque. Er hat an die 30 Romane, über 70 Theaterstücke neben Erzählungen, Essays und Gedichten verfasst. Alle 2 Jahre wird seit 1991 der Erich-Maria-Remarque verliehen, 2023 an Ljudmila Ulitzkaja, Russin, die in Berlin lebt.
Frieden hat mit dem Ukrainekrieg ein neues Gewicht bekommen und damit auch Osnabrück als „Friedensstadt“.
      Der Westfälische Frieden von 1648 brachte für die damalige Zeit eine Wende. Nach 30 Jahren Krieg endeten Zerstörung, Vertreibung und Not in einer historisch bedeutsamen Vereinbarung. Gegenwärtig schaut Europa auf den ukrainischen Krieg und die Frage steht im Raum, wie lange wird er dauern, bis Friedensverhandlungen in der Ukraine einsetzen?
      Das „Geheimnis“ des Westfälischen Friedens folgte der Einsicht, dass ein „ewiger Krieg“ um territoriale, verfassungsrechtliche und religiöse Konflikte durch gegenseitig tragbare Kompromisse beendet werden kann.
       Nach 5 Jahren europäischer Verhandlungen konnte in Osnabrück und Münster unter den kriegsführenden Parteien zwischen dem 15. Mai und 24. Oktober 1648 Friedensverträge geschlossen werden. Auf der Treppe des Osnabrücker Rathauses wurde die Vereinbarung verkündet. Der 25. Oktober wurde ein Friedenstag.
       Der römisch-deutsche Kaiser Ferdinand III., Frankreichs König Ludwig XIV. sowie die schwedische Königin Christina unterzeichneten den Vertag, der untern anderem auch mit einem „Handschlag“ besiegelt, dass an dem Vertrag nichts mehr geändert werden solle. Heute ist es bei den Ratsherren in Osnabrück Brauch, im Rathaussaal, sich zum Jahresbeginn unterm Kronleuchter des Friedensaals zu versammeln und mit Handschlag zu versichern, dass sie zusammen und zum Wohl der Bürger arbeiten.
        Die Rathäuser von Osnabrück und Münster sind mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet worden.
        1875 hatten Clara und Emmy von Dincklage die Überlieferung eines Steckenpferdrittes von Jugendlichen in Nürnberg (1650 zum Fürsten Piccolomini, dem Gesandten des Kaisers um ein Andenken für den Frieden zu bitten) hier Sage nach Osnabrück verlegt. Diese „kulturelle Aneignung“ regte anlässlich des 300-jährigen Jubiläums 1945 am 25. Oktober (dem Friedenstag) an, jährlich einen Steckenpferde-Umzug Jugendlicher durch die Innenstadt zum Rathaus durchzuführen. Das Lied beginnt mit: „Wir ziehen durch die Stadt und singen für den Frieden …“. Der Steckenpferdbrunnen aus Bronze von Gere Ruwe erinnert bei der Katharinenkirche an den jährlichen Ritt.
         Das „Geheimnis“ des ausgehandelten Westfälischen Friedens liegt in der Kompromissbereitschaft der Parteien, was einen Frieden haltbarer macht wie ein Diktatfrieden. Konflikte auf dem Verhandlungsweg zu lösen, gilt als eine europäische Grundrichtung.
         Im Jubiläumsjahr gibt es in Osnabrück über 7 Monate verteilt 200 Veranstaltungen unter dem Motto „Was können wir vom Westfälischen Frieden lernen? statt. (https://friedensstadt.osnabrueck)

                                                 Stadtschicksal
       Osnabrück wurde im 2. Weltkrieg durch 59 Luftangriffe zu 65 % zerstört und 94 % der Altstadt (z.B. Rathaus. St. Marien der Dom St. Peter und Wohnhäuser). Ein Gang durch die Straßen zeigt, dass der Wiederaufbau gelang und infolge von Sanierungen heute wieder eine „Altstadtkulisse“ existiert. Zwischen dem Fluss Hase und den ehemaligen Wallanlagen findet sich die historische Bausubstanz. Dies gilt besonders für den Markt mit Rathaus, Marienkirche, der als Dreieck in seiner geschlossenen Front von Bürgerhäusern mit Treppengiebel eine besondere Ästhetik zeigt.
        In der Häuserfront findet sich auch das Erich Maria Remarque-Friedenszentrum Der Markt ist bei Sonnenschein durch die vielen Restaurationsflächen im Freien sehr beliebt. Im Anschluss findet sich der Dombereich und weiter südlicher das Schloss mit Schlossgarten.
        Viele Altstadthäuser sind in gutem Zustand und haben von der alten Bausubstanz vieles bewahren können, von denen viele ihre eigene Geschichte haben, wie z.B. das Fachwerkhaus Nummer 6 in der Marienstraße, das einst von Melle nach hier versetzt wurde. Früher hatte jedes Haus einen eigenen Brunnen und zwischen den Gebäuden standen Brandschutzmauern.
         Die Altstadt lockt in ihrer Geschlossenheit zum Flanieren und Verweilen. Einige „Konflikte“ gibt es mit dem die Altstadt querenden Fahrradverkehr, da mehrere Engpässe vorhanden sind.
          Laubfroschgrüne umweltgerechte E-Gelenkbusse von über 18 m Länge der Metro-Linien haben die Haltestelle am Theater und beim Dom.
          Natürlich sind noch genügend Kriegswunden geblieben, wie etwa bei verkehrsreichen Neumarkt, dessen nüchterne Bebauung und Verkehrsbelastung einen starken Kontrast zur Altstadt bietet.

                                      Museumsquartier Osnabrück
        Am Hegertor, Rest einer ehemaligen stark ausgebauten Toranlage, verlässt man die Altstadt. Davor fließt der Verkehr auf einer mehrspurigen Straße über einer ehemaligen Wallanlage. Rechts fällt der Blick auf das wieder aufgebaute Marienhospitalgebäude, wo heute die Volkshochschule untergebracht ist.
         Gegenüber liegt das Ensemble des Osnabrücker Museumsquartiers mit dem Felix Nussbaum Museum, das Gemälde dieses jüdischen Malers zeigt, in denen gleichsam seine Biografie niedergelegt ist. Das Besondere ist, dass Daniel Liebeskind für die Werke Nussbaums ein Museumgebäude entwarf und baute. Architektur ist für ihn Sprache in Formen und Material, die „sprechen“ können und sich auch auf den Inhalt beziehen,
           Die Hülle des Museums ist Dreisprung vom Naturstoff Holz über metallisches Zink zum Beton. Wände stellen sich den Besuchern gegenüber. Ein eckiger „zersprungene“ Eingang mit Glas dem Baustoff der Gegenwart, lässt den Besucher durch die Wand gehen. Von einem offenen transparenten Empfangsraum erreicht man einen trostlosen langen betongrauen, Gang, der beengt, um dann plötzlich in einen ersten Raum mit Nussbaumbildern anzukommen.
           Ohne Führung steht man etwas hilflos vor dennaiv  neusachlich gemalten Bildern voller Symbolzeichen und allegorischer Motive, die eine in düsterer Gefangenheit stehenden Lebens, als Zeitzeugnisse seines Lebens widerspiegeln.
            Nussbaums hatte erfolgreich als Maler begonnen, erhielt Preise und bekam ein Stipendium in der Villa Massimo in Rom, bis seine Kunst von den Nazis als „entartet“ eingestuft wurde. Als Naziverfolgter schuf er seine Kunst unter Angst, bis er eines 1944 im Untergrund entdeckt wurde und nach Auschwitz in den Tod transportiert wurde.
           Das Liebeskindgebäude, das sein 25-jähriges Jubiläum begeht, bildet mit den darin bewahrten Gemälden eine Symbiose, ein Art Gesamtkunstwerk.
           Das Museum tritt ins Gesichtsfeld, erweckt Aufmerksamkeit und zeigt sich als ein Narrativ für ein memoriales Gedächtnis, das gefangen nimmt, einem tiefen Eindruck hinterlässt, der einem so schnell nicht wieder loslässt.
           Darüber hinaus wurden beim Bau des Museums Reste überraschend eines Brückenfragmente ausgegraben, die sichtbar gehalten sind. Die Anlage ist ein Zeugnis gegen das Vergessen und ein Ruf nach Frieden. Ein gelungenes Projekt.
            Solche Begegnungen machen immer wieder deutlich wieviel Kultur der ideologisierte Ungeist Nazis an Potenzial vernichtet hat.
             Zu dem Museumsquartier gehören noch das kulturgeschichtliche Museum, die Industriellenvilla Schlikker als Lernort gegen Rassismus und Ausgrenzung (vorübergehend NSDAP-Parteizentreale) am Beispiel von Hans Georg Calmeyer, der niederländische Juden vor der-Deportation in Vernichtungslager rettete, und das Akzisehaus, das ehemalige Zollhaus, das für Lesungen, Vorträge, Konzerte und Ausstellungen genutzt wird.

                                                             Fazit
             Jede Stadt hat ihr Kulturpotenzial in ihren Menschen, die in ihr geboren, gelebt oder gestorben sind, in den historischen Gebäuden, in ihren Ereignissen, die in ihrer jeweiligen Zeit ihre Funktionen und ihre Formensprache erhalten haben.
              Osnabrück gewann durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine mit dem Friedensbewusstsein des Westfälischen Frieden hohe Aktualität. Remarques Antikriegsroman „Im Westen nichts neues“ trägt erheblich dazu bei. Das Rathaus als „Bühne“ einer Zäsur im kriegerischen Geschehen des 30-jährigne Krieges. Der Dom und die Kirchen sind Ausdruck eines religiös verfassten Gesellschafsstrebens und Lebens. In ihrem sozial-ökonomischen Bürgerleben findet das Stadtbild seine Ausprägung. Dabei hatte Osnabrück das Glück, dass sie große Teile der Bürgerhäuser durch einen Wiederaufbau und Instandsetzung die Altstadt wieder belebte.
              Im Rahmen der Tagung wurde die Stadt in vielen Facetten durch Führungen und Vorträge beleuchtet und nähergebracht. Darin lag Entdeckung und Bereicherung.
               Städte besitzen Individualität, die in ihrer Geschichte, in ihren Menschen und ihrer Lage begründet sind, wie auch durch Einzeldenkmale, wie z.B. der Bürgerbrunnen zur Erinnerung der Stadtrechtverleihung oder den für den Steckenpferdritt, wie auch Aktivitäten zum Jubiläumsjahr mit spontanen Aktionen mit einer am Kran schwebenden überdimensionalen Friedenstaube.
              Osnabrück ist ein Markstein der europäischen Geschichte und gewinnt damit eine dienende Aufgabe in der Friedensforschung
(Mai 2023)                                                                                                     © Willi Volka

Monatsretro 10







Eines Tages

Grün

Blatt für Blatt

dem Lichte

zugewandt.


Treiben dahin

gefüllte Tage

bis ihr Licht

müder strahlen wird.


Blätter

braun gerahmt

sich dem Stamm

gewelkt zu Füßen liegen.


Unterm Wolkengrau

Winde fegen

tragen fort

im Weiß Stille.


Sonne winkt

grünen Spitzen

zieht Blüten

wirft mit Kastanien -

eines Tages

                                         © Willi Volka



Monatsretro 9

                                         Da hat sich was bewegt ...









 


An einem „Friday“ (fff) waren allein in Deutschland über 600.000 Menschen

auf dem Weg gegen die Klimaerwärmung,

für eine Politik zur Sicherung der irdischen Lebensgrundlagen!

„Standpolitik“ muss vorbei sein !!!

                                              Die Standpolitik

                                   stört, zerstört die Geosphäre!

                                     Drum regt euch, regt euch!